“FORMACEPERAY – lighting the fire the lighting”

Das Ding, dass mein Geist durch Anwendung der Denk- und Anschauungsformen auf das
Datenmaterial der Sinne konstituiert hat, kann mit dem „eigentlichen Ding“ nicht identisch sein,
da ja alles, was ich über das Erscheinungs-Ding sagen kann, aus meinem eigenen Geist stammt.
Hinter der Erscheinungswirklichkeit steht also eine andere Wirklichkeit, das „Ding-an-sich“,
das Innere des Seins im Unterschied zu der Aussenseite des Seins, die mir in der Erscheinung
vorliegt. Der Gegensatz „Äußeres / Inneres“ umfasst also auch den Gegensatz „Erscheinung / Sein“.
(Martin Welzel M. A. phil./Jean-Paul Sartre)

Der Werkkomplex der Serien „LGN“ befasst sich mit der Abbildung von Schusswaffen.
Dabei wird nicht unbedingt die Thematik des „unfriedvollen Schießens“, als vielmehr
eine ästhetisch, philosophische Beschreibung der Transformation durch Licht bezeugt.
Ähnlich der Annäherung zu einer Pistole, die viele Assoziationen und Wahrnehmungen
zulässt, ist das Untersuchungsfeld hier über das abstrakte Medium des Fotogramms
beschrieben- ohne ein objektives Linsensystem, wird nur über die direkte Einschreibung
von Licht, im Kontakt zum lichtsensibles Material abgebildet. Der Gegenstand tritt nicht
durch Sammlung des gebündelten Lichts und dessen Projektion zutage, sondern zeichnet
sich unmittelbar, im Gegensatz zu Schattenbildern gewöhnlicher Fotogramme, über
seine Wiederspiegelung ab. Obwohl man von einer Lichtzeichnung sprechen könnte,
müsste man im selben Wortlaut auch von einer gleichzeitigen Schattenmalerei sprechen.
Die Spuren des Lichts sind hier in ihrer reinsten Form übertragen und bilden sich
direkt durch die Reflexionen des blankpolierten Schießeisens ab. Form und
malerische Lichtfülle amalgamieren zu einer Art „Antireflexion“ – das, was sich uns
eigentlich in seiner Abbildung darstellt, zeigt sich ausschließlich über seine
Abwesenheit, nicht über das Äquivalent seines Schattens, sondern seines
„Reflexionsschattens“, ist transphänomenal – jenseits seiner Erscheinung.
Der fotografische Jargon des „Schießens“ eines Bildes vollzieht sich auf der
umgekehrten Ebene des Handlungsfeldes. Nicht das Erlegen oder sich Aneignen
des Bildmotives steht im Vordergrund, sondern der Lichtstrahl selbst ist durch die
Dimension und Ablenkung des Objektes indexikalisiert. Die Verbildlichung realisiert
sich über die Formung des Lichts durch die abtastenden Additionen und
Überlagerungen der Langgzeitreflexionen. Die Abformung ist integraler Bestandteil
der Performance- der „formanceperay“, im Akt der sich bewegenden Beleuchtung durch
den Lichtpinsel. Inhaltlich deckt sich die Möglichkeit der Pistole „Strahlen auszusenden“,
ein Projektil abzufeuern, sich einzuschreiben, hier mit ihrer „visuellen Potenzialenergie“
im Bild – enthüllt sich durch die Intensität des Lichtes, seine aufblitzende Energie.
Ebenso wie sich das Abbild des Objekts auf der lichtempfindlichen
Emulsion mehr materialisiert, als zeigt, scheint sich dieses a fortiori in uns
zu mentalisieren – lighting the fire the lighting.

(Daniel T. Braun 2015)

 

The empirical thing is a result of the application of subjective forms of perception and
categories of thinking on some data-material, which is provided by the senses. Thus it
cannot be identical with the actual thing, the „Ding an sich“, since every assertion about the
phenomenal thing leds back only to the forms in my mind. Behind the reality of phenomena
lies another reality, the „Ding an sich“, the inside of being, as distinguished from the perceived
outside. Thus the opposition „Outside / Inside“ includes the opposition „Phenomenon / Being“.
(Martin Welzel M. A. phil./Jean-Paul Sartre)

 

The body of work of the series „LGN“ is dealing with the picture of firearms.
Thereby not imperatively the subject of „strife shooting“ qua an aesthetic, philosophical
destcription of the transformation indicated through light. Likewise the encounter with
a pistol, which allows a lot of associations and actuations, the experimental field here is
described across the abstract media of the photogram- without an objective lens system,
only pictured by the direct inscription of light in contact to the lightsensitive material.
The object steps not by collecting of the bunched light into apperance, in contrast to
the shadow-pictures of common fotogrames, but is drawn straightly by its reflectance.
While there could be spoken from a lightdrawing, you would have to speak at once in
the same wording about a shadowdrawing. The traces of the light are here transfered
is its purest form and imaged straight through the reflection of the bright shooting
iron. Form and pictorial light plenty amalgamate to a kind of „antireflexion“- that, what
usually is shown in its picture, is shown exclusive by its absence, not through the
equipollency of its shadow, but its „reflectionsshadow“, is transphenomenal – beyond its
emergence. The photographic jargon of „shooting“ a picture is performed on the inverse
layer of the sphere of activity. Not the shoot or the acquirement of the picture motive is
standing in the foreground but the light beam itself is indexed through the dimension and
the deflection of the object. The mapping is realized by the forming light, through the
strobing addition and overlaping of the longtimereflections. The molding is integral part
of the performance- the „formanceperay“, in the act of the moving illumination through the
lightpencil. which On the layer of the content coincidences the posibility of the pistol to
„send rays“, to fire a projectile, to inscribe; here with its „visual potential energy“
in the picture – is exposed through the intensity of light, its twinkling energy
Likewise the image of the object on the light sensitive emulsion is more materialized than
exposed, it seems that it is more mentalized in us a fortiori – Lighting the fire the lighting.

(Daniel T. Braun 2015)